Wer ist hier tolerant?

„SHITSTORM FÜR DIE ARD – Werbeplakate für die Themenwoche der Toleranz bringen Kritiker auf den Plan“

So ist ein Artikel überschrieben in der Ausgabe des WESER KURIER vom 14.11.2014, Seite 6. Dort werden Twitter-Nutzer und der Politiker Volker Beck zitiert. Herr Beck schreibt in einem offenen Brief an die ARD, dass das Rad der Zeit um 50 Jahre zurückgedreht werde mit diesen Plakaten. Eine Twitter-Nutzerin denkt, wir wären schon weiter. Der Gedanke ist berechtigt, aber leider Unsinn und an der Realität vorbei. Denn die meisten „Toleranten“ haben lediglich gelernt, die Klappe zu halten, weil sie verstanden haben, dass ihre Meinung unpopulär ist und sie die Auseinandersetzung scheuen mit Menschen, die anderer Meinung sind.

Toleranz ist billig zu haben, es kostet nichts sich hinzustellen und zu behaupten tolerant zu sein. Meistens wird diese propagierte Toleranz nicht ernsthaft auf den Prüfstand gestellt.

Solange es Menschen gibt, die sich in der Straßenbahn nicht neben Schwarze setzen,

solange es Menschen gibt, die der Meinung sind, Homosexuelle sind krank und müssten therapiert oder mit Medikamenten behandelt werden,

solange es Menschen gibt, die lieber weggucken wenn ihnen ein Behinderter entgegen kommt,

solange sind diese Plakate mir hochwillkommen, denn sie legen den Finger in die Wunde, sie zwingen unsere Gesellschaft sich klarzumachen, dass wir eben noch nicht wesentlich weiter sind als vor 50 Jahren. Aber wir sind auf einem guten Weg.

Und das heulende oder trotzig schreiende Kinder Nervensägen sind, dafür brauche ich kein Plakat, ich bin schließlich Vater und erinnere mich gut…